Das Buch "Der Schneefalke" hat für mich eine besondere Bedeutung. Es ist nicht nur das von seiner Optik her wohl ansprechenste Buch auf meinem Regal, es war auch das erste in meiner Sammlung. Als ich vor vielen Jahren zu schreiben begann, fing ich an, Bücher anders zu betrachten, bewusster zu lesen, mich ihnen von "der anderen Seite" her zu nähern. Damals kaufte ich mir gleich nach dem Erscheinen im List Verlag den Roman "Der Schneefalke" von Stuart Harrison, weil mich einerseits die Umschlaggestaltung und andererseits der Klappentext und die Beschreibung des Autors sehr ansprachen. Es war Harrisons Romandebüt, das auf Anhieb bekannt und in dreizehn Länder verkauft wurde. Das hatte mich beeindruckt und auch in meinem Vorhaben bestärkt, mit dem Schreiben loszulegen. Immer wieder hatte ich das Buch zur Hand genommen, um mir die Aufmachung anzusehen, es in der Hand zu fühlen, mich von der Beschaffenheit der Seiten, vom Umschlag, dem Schriftbild, der Sprache, der Kapiteleinteilung, überhaupt von allem, inspirieren zu lassen. "Der Schneefalke" war für mich ein gelungenes Werk, und das ist es immer noch.
Doch nicht nur das Buch selbst, auch die Geschichte ist wunderschön, und kann in der Tat - wie es auf dem Buchrücken heisst - als magischer Roman bezeichnet werden. Ein magischer Roman, der vom Überleben, von Mut und von der Kraft der Vergebung erzählt, von der Vergebung anderer und sich selbst gegenüber. Michael Somers kehrt nach vielen Jahren wieder in seinen Heimatort Little River Bend zurück, ein kleiner Ort irgendwo in den Wäldern Kanadas, um sich mit seiner Vergangenheit zu versöhnen. Sein Vater, zu dem er nach dem Tod der Mutter den Kontakt abgebrochen hat, ist in der Zwischenzeit ebenfalls verstorben. Viele Jahre hat dieser in Little River einen Eisenwarenladen geführt, den Somers wieder in Schuss bringen will. Doch Somers erfährt überall Zurückweisung, beinahe Feindseligkeit, weil er eine undurchsichtige Vergangenheit hat, auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden ist. Jemand, der auf einen Mann geschossen hat und angeblich Frau und Kind bedroht haben soll, ist in Little River unerwünscht.