Ich bin ein ausgeprägter Langsamleser und Literatur-Geniesser. Für eine Lektüre von vierhundert Seiten verstreichen schon einige Tage. Lesen ist für mich wie Musik hören. Wenn mir eine Textpassage gut gefällt, lese ich sie gerne ein zweites Mal, nur um die Worte auszukosten. Wenn ich ein Buch beendet habe, möchte ich es nicht einfach ins Regal zurückstellen und zum nächsten greifen. Ich möchte seine Melodie nachklingen lassen, etwas in der vom Autor geschaffenen Atmosphäre verweilen, etwas davon mitnehmen können, indem ich darüber schreibe. Jedes Buch spielt auf einer eigenen Klaviatur, bringt Ideen zum Ausdruck, Botschaften in eine Form. Nicht nur Kreativität und Talent, auch viele Stunden Fleiss und Handwerk sind dafür erforderlich. Mit Hingabe und der Bereitschaft, mich aufmerksam mit dem Buch zu befassen, schaffe ich den Raum, in dem ich einer Geschichte gebührend begegnen kann. Ich nenne es bewusstes, stilles Lesen.