"Na also", sagte der Mann, indem er ihn auf die Füsse stellte und an den Armen festhielt. "Ganz schöner Brocken bist du. Und das vor dem Stimmbruch." Jason schwieg. "Du brauchst keine Angst zu haben. Ich tu dir nicht weh, wirklich." "Sie tun mir doch schon weh." Die Hände fielen herunter, und der Mann trat einen Schritt zurück. "Siehst du?". Er streckte ihm wieder die Hand hin. "Ich heisse Travis. Hab ich ja schon gesagt. Und du bist Jason. Wie alt bist du, Jason?" "Was wollen Sie hier?", fragte Jason. "Sag mir, wie alt du bist, Junge." "Ich brauch Ihnen überhaupt nichts sagen." "Jetzt komm, hab ich dir irgend etwas getan?" Jason stand nur da. (Seite 61)
Jason lag im Obergeschoss zwischen Lumpen und Zeitungen und spürte vage, wie die Zeit aussetzte - einzelne, leere Momente, in denen der Schmerz schwächer wurde, die Qual verschwamm. So peinigend das Wachsein auch war, wehrte er sich doch mit aller Macht gegen den Schlaf, und immer wieder verlor er den Kampf. Ab und zu schreckte er hoch, so jäh, dass er einen Aufschrei unterdrücken musste. Er hörte das Auto, sah das Licht vor dem Fenster. Geräusche drangen aus dem Erdgeschoss herauf. Travis' Stimme. "Mom!" rief er. Und ihre Stimme tönte von der Treppe zu ihm. "Jason? Kind?" Ein kurzes Gerangel auf den Stufen, dann Stille. "Mom?" Nichts. Er versuchte sich zu bewegen. Seine Arme und Beine waren fast taub, obwohl durch Rücken und Hals bei der kleinsten Bewegung ein stechender Schmerz schoss. Es schien ewig zu dauern. Aber dann kam jemand die Treppe herauf. (Seite 311)
"Es wird nie richtig weggehen, oder?" "Nein", sagte sie. Zwecklos, ihm etwas vorzulügen. (...) Eine Pause, dann sagte er: "Ich hab's getan. Ich bin raufgegangen und hab rausgeschaut." "Und was hast du gesehen?" fragte sie ihn. "Nichts. Die Wiese." Sie kniete nieder und schlang die Arme um ihn. "Schau noch mal hin, Spatz", sagte sie. "Siehst du?" Sie zeigte auf den mattrosa Schimmer am Horizont. "Siehst du's, Herzchen?" "Ja." "Was siehst du?" "Morgenrot", sagte er. (Seite 381)