Das Buch besticht durch den erwähnten Erzählstil und durch den Aufbau, nicht durch die Handlung. Man gewinnt Edgar Wibeau lieb, schliesst ihn ins Herz, und wird, so zumindest meine Empfindung, am Ende genauso abrupt aus dem Buch genommen wie der Erzähler aus seinem Leben, und zurück bleibt etwas Wehmut. Am Ende werden wir Zeuge, wie Edgar seinen Mut verliert, nachdem er seine grosse Liebe nicht erreicht, und das Abbröckeln seiner rebellischen Fassade äussert sich, wie ich finde, in einer sanften Glättung des Erzählstils auf den letzten Seiten. Am Ende gesteht sich Edgar zu, immer schlecht im Nehmen gewesen zu sein und nichts einstecken zu können. Dies, und dass ihm eine Vaterfigur fehlt, was ein verkleideter Besuch in des Vaters Wohnung zeigt oder Edgars Schlussfolgerung, dass auch "dieser Vater" sich irgendwo in der Menschenmasse aufhält, die sich vor verschlossenen Türen sammelt, um bei Ladenöffnung ein Geschäft zu stürmen und Jeans zu kaufen; und nicht zuletzt der Umstand, bei Muttern immer der angepasste Musterknabe gewesen zu sein, erklärt den sanften Aussteiger und Rebellen.
Ich haute mich auf das olle Sofa und fing an zu husten. Nicht, dass ich krank war oder so, jedenfalls nicht wirklich. Ich hatte zwar Husten. Wahrscheinlich hatte ich mir den bei der Rumkramerei in der ollen Kolonie zugezogen. Vielleicht hätte ich auch anfangen müssen zu heizen. Aber ich hätte auch aufhören können zu husten. Bloss, ich hatte es mir so schön angewöhnt. Es machte sich hervorragend so. Edgar Wibeau, das verkannte Genie, an der selbstlosen Arbeit an seiner neuesten Erfindung, die Lunge halb weggefressen, und er gibt nicht auf. Ich war ein völliger Idiot, ehrlich. (Seite 110/111)