Welches Buch bietet sich zu dieser Jahreszeit besser an als "Fast ein bisschen Frühling"? Zumindest vom Titel her. Nachdem ich vor vielen Jahren Alex Capus' Roman "Eine Frage der Zeit" gelesen hatte und auch "Glaubst du, dass es Liebe war", möchte ich meine schriftlichen Beiträge über Alex Capus' Bücher nun mit dem schmalen Band "Fast ein bisschen Frühling" beginnen. Capus hat schon einige Romane verfasst, und es stehen auch einige in meinem Regal. Was mir an Capus gefällt, ist seine Leichtigkeit, mit der er vor dem Hintergrund wahrer Begebenheiten, vor dem Panorama des Weltgeschehens, Geschichten erfindet, aber auch über Tatsachen fabuliert. (Capus hat Geschichte und Philosophie studiert). Er scheut keinen Aufwand für akribische Recherchen und historische Nachforschungen, was ich schätze, und was einen wirklich guten Schriftsteller ausmacht. An "Fast ein bisschen Frühling" soll er zehn Jahre gearbeitet haben.
Die Geschichte spielt hauptsächlich in der Stadt Basel und Umgebung, und es ist immer etwas besonderes, wenn man ein Buch liest, dessen Schauplätze sich dort befinden, wo man selbst beheimatet ist. In der Vorstellung bauen sich sehr deutliche Bilder auf. Kopfkino sozusagen. Da lese ich von Strassen, die ich selbst schon entlang geschlendert bin, von Dörfern, Häusern und Lokalitäten, die mir nicht fremd sind, und da die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, in den frühen dreissiger Jahren spielt, wo alles noch ganz anders ausgesehen hat als heute, mischt sich auch etwas Nostalgie dazu. Leider verlagert sich der Showdown der Handlung ins Laufental - ich hätte mir gewünscht, dass er im oberen Baselbiet gespielt hätte. Sissach spielt nur kurz eine Rolle, als die beiden Protagonisten dort in einem entwendeten Auto übernachten und am nächsten Morgen wieder in die Stadt zurückfahren.
Die Tatsache, dass der Autor nicht nur bei beteiligten überlebenden Personen und in Zeitungsarchiven und Polizeiberichten nachgeforscht hat, was sich damals im Winter 1933/34 genau zugetragen hat, sondern dass auch seine Grosseltern mütterlicherseits Teil des Schauspiels und somit indirekt Miterzählende sind, erlaubt dem Leser, die Geschehnisse sehr wirklichkeitsnah und aus erster Hand mitzuerleben. Zudem entsteht auf diese Weise ein kleiner Erzählstrang, der Einblick gibt in die sehr fragwürdige, frigide Beziehung dieser beiden Personen, die sich damals erst kennenlernten. Das Dorf, in dem Capus' Grosseltern wohnten und sich zwangsverheiraten mussten, wird namentlich nicht genannt, soll aber im Hinterland der Stadt Basel liegen, in den Ausläufern des Jura; eine Gegend, die für ihren Kirschenschnaps bekannt ist und von wo aus man bis zum Elsass und dem Schwarzwald blicken kann.